Ratsprotokoll vom 27. August 1903

Ratskeller Vermietung
     
Nach den Ausführungen des Berichterstatters Stadt Verordneter Kratzenstein hat die Firma Bohnhardt in Nordhausen, nach dem negativen Ergebnis der letzten Stadtverordneten Versammlung, ihre Offerte betr. Miete des Ratskeller und Schaffung eines Weinrestaurants in demselben, erneuert und zwar in einer für die Stadtverwaltung bedeutend günstigeren und deshalb annehmbareren Form. Sie macht den Vorschlag ,den Pachtvertrag auf die Dauer von 15 Jahren festzusetzen gegen eine Miete von jährlich 600 Mark, wogegen sie die Kosten der Einrichtung, Beschaffung des Inventars u.s.w., wofür in letzter Sitzung ein Betrag von 13.000 Mark genannt wurde, übernehmen würde.
Außerdem würde nach Ablauf des Pachtvertrages, also nah 15 Jahren, die gesamte Einrichtung ohne weiteres in den Besitz der Stadt übergehen; die Firma hat während dieser Zeit für Instandhaltung des Inventars auf ihre Kosten aufzukommen, so wie Heizung und Beleuchtung zu übernehmen. Die in letzter Sitzung vorgebrachten Bedenken betr. Grundwasser können beruhigt werden. Es haben seit dieser Zeit täglich Messungen des Grundwassers stattgefunden, die ein durchaus zufriedenstellendes Resultat ergeben haben und die Garantie bieten, daß das gefürchtete Grundwasser die Einrichtung nicht im mindesten stören wird. Der Berichterstatter empfiehlt, der für die Stadt ganz bedeutende Vorteile bietet, zur Annahme.


Ober-Bürgermeister Bansi sagt dazu:
Diese Offerte ist bedeutend günstiger. Während nach der früheren Offerte der genannten Firma dieselbe 1.500 Mark Pacht zahlen wollte, wogegen wir die Einrichtung, bauliche Veränderungen, Ausmalungen u.s.w. auf unsere Kosten hätten vornehmen müssen, werden diese 13.000 Mark nun mehr von der Firma übernommen und außerdem geht die Einrichtung in 15 Jahren ohne weitere Entschädigung in das Eigentum der Stadt über und die Firma zahlt noch jährlich 600 Mark Miete, wobei sie die Kosten für Heizung, Beleuchtung und Instandhaltung des Inventars außerdem noch selbst trägt. Der Redner kommt noch einmal auf die in letzter Sitzung gemachten Einwände betr. Zulassung fremder Konkurrenz zurück und weist deren Haltlosigkeit nach; auf solch einseitigen Standpunkt darf sich eine Stadtverwaltung, wenn es das Wohl der Stadt gilt, nicht stellen. Die Firma wird, da sie auch den Weinhandel betreiben wird, sowohl zur Gewerbe-, wie zur Einkommenssteuer herangezogen werden.
Betr. Des Grundwassers seien keine Bedenken. Die Vermietung des Ratskellers (an das Gas- und Wasserwerk) hat bis jetzt jährlich 60 Mark erbracht; wenn wir die zehnfache Summe 15 Jahre lang erhalten können, so ist das eine Offerte, die denn doch nicht so kurz von der Hand gewiesen werden darf.


Stadtbaurat Laumer gibt ebenfalls betr. Des Grundwassers beruhigende Zusicherungen. Das selbe schwankt zwischen 3,84 und 3,95, ein Stand, der bisher nicht überschritten wurde und nicht das mindeste befürchten läßt.
Stadtverordneter Krebs erklärt, daß er immer noch auf denselben Standpunkt steht, wie in letzterer Sitzung. Er sei stets einverstanden, wenn es gelte, die Steuerverhältnisse unserer Stadt zu verbessern aber er könne an keine Rentabilität glauben für die Schankwirtschaft. Über Kurz oder lang würde sich der Inhaber genötigt sehen, auch Bier auszuschenken. Man sollte von der Stadt aus die Schankwirtschaften nicht noch vermehren, wo die Wirte so wie so schon schwer zu kämpfen hätten.


Auf jeden Fall möchte er, wenn der Antrag doch angenommen werden sollte, eine freie Konkurrenz-Ausschreibung befürworten. Nachdem in längerer Diskussion die Stadtverordneten Wesche, Kratzenstein, v. Dippe und Oberbürger Meister Bansi dafür und Stadtverordneter Krebs dagegen gesprochen haben, wird der Antrag des Magistrats mit großer Majorität zum Beschluß erhoben. Der Vertrag mit der Firma Karl Bohnhard-Nordhausen tritt am 1. Dezember (1903) dieses Jahres in Kraft, sofern vom Kreisausschuß die Konzession für die Schankwirtschaft genehmigt wird.

     
 

 

 
>>> zurück