Ratsprotokoll 1.1.1903


Ratskeller zur Weinwirtschaft
     
... auch die Beratung der nächsten Vorlage, betr. Einrichtung und Vermietung des Ratskellers zur Weinwirtschaft, zeitigt eine lange Debatte. Nach den Mitteilungen des Referenten Sachs hat die Firma Karl Bohnhardt (?) in Nordhausen den Antrag gestellt, ihr den Ratskeller gegen eine jährliche Pacht von 1.500 Mark zur Einrichtung eines feinen Wein Restaurants auf zwölf Jahre zu überlassen. Die über die Firma eingezogenen Auskünfte haben für diese das beste Resultat gehabt. Die Einrichtung des Kellers würde einen Kostenaufwand von 13.000 Mark verlangen. Wenn man nun sagen wolle, die Stadt dürfe den Keller nicht zu bewussten Zwecken hergeben, um nicht einheimische Gewerbetreibende zu schädigen, so sei dem gegenüber zu halten, daß eigentlich dabei doch nur ein einziges Weinrestaurant in Frage komme, das schließlich ebenso geschädigt werde, wenn sich dabei die Nordhäuser Firma ein Privathaus für diese Zwecke miete.
Das Bedürfnis für ein gutes Weinrestaurant liegt unbedingt vor, weswegen er die Annahme der Vorlage empfehle. Zumal auch die Verzinsung eine gute sei. - Dem tritt Stadtrat Mach entgegen, der um Ablehnung des Projektes bittet. Ihm schließt sich der Stadtverordnete Weller an, welcher meint, man dürfe für eine auswärtige Firma keine Reklame machen, zumal die hiesigen Wirte schwer um ihre Existenzen zu kämpfen hätten. Dann möge man bedenken, daß der Ratskeller wohl kaum den baupolizeilichen Vorschriften genüge. Man würde einen Präzedenzfall schaffen, der unter Umständen sehr unangenehm werden könnte. Außerdem müsse man bedenken, daß der Firma für ihren Weinhandel, der ihn doch wohl die Hauptsache sei, nicht hier, sondern in Nordhausen steuern würde. - Oberbürgermeister Bansi meint, man könne über die Bedürfnis – Frage verschiedener Ansicht sein, er für sein Teil bejahe sie. Das Rathaus steht auf dem Boden einer alten Konzession.
Wenn betont werde, es würden einheimische Gewerbetreibende geschädigt, dann müsse man überhaupt jeden Zuzug fern halten. Seiner Meinung nach müsse der einzelne der Rücksicht auf das allgemeine Wohl weichen, zumal da hier doch in der Hauptsache Bierwirtschaften in Betracht kommen, denen doch absolut keine Konkurrenz bereitet werde. Selbstverständlich müsse die Firma hier Steuern entrichten und was den Keller anlange, so entspreche er durchaus den baupolizeilichen Vorschriften. Er sei überzeugt, daß die Einrichtung eine dauernde sein werde und bittet um Annahme der Vorlage. - Stadtbaurat Laumer bestätigt, daß der Keller den bestehenden Vorschriften genügen werde, während Stadtverordneter Träger Bedenken wegen des Grundwassers hat. Nachdem noch Stadtverordneter Krebs und Weller gegen die Vorlage gesprochen und Oberbürgermeister Bansi sie befürwortet hat, weist Stadtverordneter Cramer darauf hin, daß man doch schon bei dem Bau des Rathauses die Einrichtung einer Wirtschaft im Ratskeller vorgesehen habe. Er versteht nicht, warum man das sehr günstige Angebot der Nordhäuser Firma ablehnen solle. Man solle froh sein, hier eine gute Weinhandlung her zu bekommen, denn jetzt decken die meisten ihren Weinbedarf auswärts. In der weiteren Debatte, an der sich die Stadtverordneten Sachs, Träger ,Gräfer und Mette sowie Oberbürger Meister Bansi und die Stadträte Laumer und Vogler beteiligten, wird in der Hauptsache bereits Gesagtes wiederholt, bis Stadtverordneter Träger beantragte, die Vorlage an die Baukommission gehen zu lassen. Schließlich beantragte Stadtverordneter Albert Schluß der Debatte. In der folgenden Abstimmung wird der Magistratsantrag abgelehnt, Worauf Stadtverordneter Träger seinen Antrag zurückzieht, den Vorsitzenden Herzog wieder aufnimmt. Auch er wird abgelehnt. - Die übrigen Vorlagen werden debattenlos genehmigt.
     
 

 
 
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