Das Bunte Lamm

 

Wer von den Quedlinburgern kennt den Brunnen, gestaltet vom Prof. Bernd Göbel? Er steht mitten in unserer Stadt, doch die Standortbestimmung ist recht schwierig. Sagt man aber, der Brunnen steht vor dem ,,Bunten Lamm“, so ist der Standort gleich ausgemacht.

Leider steht das Haus mit dem alten geschichtsträchtigen Hotel nicht mehr. Schon zu DDR Zeiten musste es weichen und einem neuen Haustyp Platz machen.

 

 

Nach der Wende wurde eben auf diesem Vorplatz des ,,Bunten Lamm“ ein Brunnen von Prof. Göbel errichtet. Einfachheitshalber wird der Standort heute nach einer angrenzenden Straße dem "Kornmarkt" benannt.

 
 

Nun zum Thema des Brunnens – er zeigt in den einzelnen Figuren die Geschichte der Stadt Quedlinburg auf. Es sind Quedlinburger Persönlichkeiten, die das Geschichtsbild der Stadt prägten.

Zur Biografie des Künstlers Prof. Bernd Göbel ist zu sagen, er wurde am 15. Oktober 1942 in Freiberg geboren. 1963 bis 1969 absolvierte er sein Studium an der Schule ,,Burg Giebichenstein“ in Halle. Seit 1978 war er Leiter der Bildhauerklasse an dieser Schule. 1982 seine Professur.

Zahlreiche Preise und Ausstellungen seiner Werke in Museen in London und Stockholm zeugen von seinem Schaffen.

 
Jetzt zum Brunnen selbst, er zeigt uns und unseren Gästen Motive aus der langen Geschichte der Stadt. Er ist mit drei Stelen und dem Hund Quedel ausgestattet, der vom Sockel springt, die Stadt verlässt. Der Hund hatte 1989, als Prof. Göbel die Figur fertigte, nichts mehr zu bewachen. Die Figurengruppe war 1989 eine Schenkung von Prof. Göbel an die Stadt.
 
Der Hund ,,Quedel“ ist unser Wappentier und wird liebevoll von den Quedlinburgern so genannt, hat aber nicht mit der Namensgebung der Stadt gemein.
 
Er sitzt im Quedlinburger Wappen seit 1570 als ein heraldisches ,,Gemerk“, als ein ,,redendes Wappen“ für die Treue, Wachsamkeit und Sicherheit der Stadt.
 
  Die Stele mit der Porträtbüste erinnert an Dorothea Christiane Erxleben, die erste – Deutsche Ärztin, als Doktorin von Quedlinburg – 1754 promoviert.
 
1715 geboren in Quedlinburg, gestorben 1762 in Quedlinburg. Ihr Geburtshaus stand in der Quedlinburger Ackerbürger-Neustadt, ihr Vater Polycarp Leporin war selbst Arzt in Quedlinburg.
 
Dorothea Erxleben heiratete den Witwer und Diakon, Pfarrer der Nikolaigemeinde Erxleben, der fünf Kinder mit in die Ehe brachte. Vier Kinder gebar Dorothea Erxleben noch dazu.
 
Dorothea Christiane Erxleben war Mutter von 9 Kindern, Pfarrfrau und Ärztin. Sie verstarb im Juni 1762.
 
 
Ihr Nachruf in der ,,Berlinischen privilegierten Zeitung“ lautete:
 
,,So wie diese außerordentliche Frau voller Muth bei Vorfällen des Lebens, so hat sie sich auch im Sterben erwiesen. Ohne Schrecken sah sie dem Tode entgegen, machte dessen Ankunft ihren Kindern kund, bestellte ihr Haus und starb sitzend und selig am 13. Juni im 47. Jahr ihres rühmlichen Lebens“
 

 
 

Auf der gleichen Stele sind weitere Darstellungen durch Plaketten angebracht, die an den großen Dichter des ,,Messias“ Friedrich Gottlieb Klopstock erinnern. (1724 bis 1803)

Weitere Darstellungen erinnern an den Turnpädagogen Johann Christoph Friedrich GutsMuths (1759 bis 1639) und seinen Schüler, den berühmten Geographen Karl Ritter. (1779 bis 1859)

 
 
  Die nächste Stele zeigt uns die hochgestellte Persönlichkeit des Freiweltlichen Damenstiftes zu Quedlinburg mit deren Geschichte alles begann auf dem Burgberg. Heinrich I. , den König der Deutschen (um 876 bis 936), seine Frau Mathilde (895/96 bis 968) und seine Enkeltochter Mathilde, 1. Äbtissin des Stiftes ab 936 (955 bis 999) und Tochter Kaiser Otto I. (der Große)
 
 
 

Die dritte und letzte Stele zeigt die Bedeutung Quedlinburgs für die Saat- und Samenzucht. Der Reichtum der Stadt , der sich nach der Auflösung des Stiftes 1802 und ab 1806 durch die Kontinentalsperre Napoleons einstellte.

(es gab keinen Rohrzucker aus Amerika)

Züchterische Aktivitäten im Anbau und der Vermehrung der Zuckerrübe setzte ein und bescherte der Stadt Reichtum und Wohlergehen.

Die Stele ist Blumenumrankt in schöner Erinnerung an die Blumenstadt Quedlinburg und ist bekrönt mit einer ,,Jungen und Alten – Frau“, die das Werden und Vergehen in der Natur darstellen.

 

Die Wasserspeier an den drei Stelen , in Quedlinburg auch ,,Strullen“ genannt, sind bei den Persönlichkeiten mit einer Schriftenrolle verziert, bei den Persönlichkeiten des Freiweltlichen Damenstiftes mit einem Apfel durch den ein Wurm kriecht. (da ist der Wurm drin?)

 

Die Stelen der Saat- und Samenzucht zeigt uns einen Pinienzapfen, der verkörpert die Fruchtbarkeit. Darstellungen solcher Pinienzapfen als Wasserspeier begegnen wir in der spätantiken und byzantinischen Reliefskulptur. Symbolisieren die Bedeutung des ,,Lebensbrunnen“ der Paradiesflüsse“ - Euphrat, Tigris, Phison und Gebon.

 
  Gastbeitrag von Frau Ilse Wiebschek
Thale
03947 / 3186
 

 
Zu diesem schönen Beitrag fand ich in der Zeitung vom 3. November 1990 noch folgende Zeilen:
 
 
Neuer Brunnen für die Stadt
 

Ein schon 1986 von den damaligen Stadträten in Auftrag gegebenen und abgesegnetes Projekt eines Brunnen vor dem ,,Bunten Lamm“ offerierte Prof. Bernd Göbel vom Büro für architekturbezogene Kunst in Halle. Die dafür vorgesehenen Figuren sind schon früher bezahlt und gegossen worden. Da dieses neue Kunstwerk, darin sind enthalten der Hund ,,Quedel“ als Wappentier von Quedlinburg und historische Persönlichkeiten, wie Dorothea Erxleben, Carl Ritter und Friedrich Gottlieb Klopstock, sich in das historische Ensemble der Stadt einpassen könnte, soll es auch fertig gestellt werden. Nun stand die Frage, welche Kosten für die Stadt noch entstehen, das heißt für die Tiefbauarbeiten und deren Vorleistungen. Dazu soll der Bauausschuss eine nötige Ausschreibung veranlassen. Übernehmen will das Büro in Halle die Summe für die noch zu bestellenden Steine. Wenn all diese Fragen abgeklärt sind, die Stadtverwaltung ,,grünes Licht“ gibt, kann mit dem Bau des Brunnens im Frühjahr begonnen werden. Dass diese, die Stadt belebendes Kunstwerk unter den Bürgern nicht richtig publik gemacht worden ist, haftet der alten Stadtführung mit ihren administrativen Entscheidungen an.