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Das
Kloster im Keller |
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Auf dem
Münzenberg liegt ein Romanik- Schatz. Der Chirurg Siegfried
Behrens hat die Marienkirche freigelegt. |
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Quelle:
Mitteldeutsche Zeitung |
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vom Samstag den
2.Mai 2009, Seite 5 |
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Verfasser: Herr Ernst
Krziwanie |
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Zum
Königsblick am ,, Museum zur Klosterkirche“ muss man himmelwärts
steigen. 107 Stufen führen die Schultreppe zur Aussicht hinauf. Sie
bietet den kürzesten Weg von der Altstadt zum Münzenberg. Von seiner
Kuppe hat man den besten Blick auf das historische Quedlinburg. Buntes
Fachwerk, krumme Gassen und die Türme von Sankt Blasii, Benedikti,
Ägidien und Nikolai bestimmen das Panoramabild. Direkt gegenüber werden
Dächermeer und Finkenherd vom Schlossberg überragt, auf dem die Residenz
und die Stiftskirche St. Servatius thronen. Wahrhaft ein königlicher
Blick. Er erinnert an die Zeit, als Heinrich I. und Otto der Große das
Zepter hielten und hier so etwas wie die erste deutsche Hauptstadt war.
Siegfried Behrens bezeichnet diese Aussicht auch als Ottonen-Achse. Denn
beide Anhöhen, der Schlossberg und der Münzenberg, besaßen vor mehr als
1000 Jahren machtpolitische Bedeutung. Der Medizinprofessor aus Lemgo in
Nordrhein-Westfalen ist 1994 rein zufällig auf den Münzenberg gestiegen.
Zuvor hatte er im Fernsehen einen Film gesehen: ,, Quedlinburg, die
kranke Stadt am Harz“. ,, Meine Frau und ich waren spontan hierher
gefahren sind.“ |
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Behrens, der bis April 2006 Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie am
Klinikum Lemgo-Lippe war, hatte da schon einige Freizeit und Geld in
historische Bauten seiner ostwestfälischen Heimat investiert und sie vor dem Verfall gerettet. Nun sollte seine
Hilfe Quedlinburg zu Gute kommen. Vom heutigen Fachwerkzauber noch weit
entfernt, umfasste das Erbe damals noch viel zerfressenes Gebälk und
zerbröselndes Mauerwerk. Und so kaufte das Ehepaar kurz entschlossen am
dritten Tag seines Kurzbesuches eines der maroden Häuschen auf dem
Münzenberg, um es wieder herzurichten. ,,Wie sehr sich danach mein Leben
mit Quedlinburg verbinden würde“, sagt Behrens heute, ,, war da noch
nicht abzusehen.“ Und auch nicht, dass er die Straße der Romantik um
einen weiteren Schatz bereichern würde. Denn bei der Sanierung des
gerade erworbenen Hauses aus dem Mittelalter stieß Siegfried Behrens im
Keller auf Fundamente der frühromanischen Kirche St. Marien, die von der
Geschichte fast vergessen war. |
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Nach
dem plötzlichen Tod von Kaiser Otto II. In Rom ließ seine Schwester, die
Quedlinburger Äbtissin Mathilde, für das Seelenheil ihres Bruders auf
der Anhöhe gegenüber dem Schlossberg ab 986 das Kloster St. Marien
errichten. 500 Jahre lebten Nonnen nach den Ordensregeln der
Benediktiner darin. Mit dem Bauernkrieg und der Reformation kam das Ende
des verschlossenen Ortes. Er zerfiel und wurde ab 1580 bebaut, mit
Resten der Klostermauer und auf die Fundamente von St. Marien. Von da an
hatte der Münzenberg lange Zeit wenig Verlockendes zu bieten. Die
ehrsamen Quedlinburger mieden ihn und vor allem seine Bewohner. Es waren
Hausierer, Kesselflicker, Scherenschleifer und Bettelmusikanten, die
ihre Familien als fahrendes Volk ernährten und andere Leute Besitz und
Gesetze wenig beachtet haben sollen. Zu Reichtum haben sie es dennoch
nicht gebracht. Schmal wie ihre Geldbeutel waren, bauten sie ihre
Unterkünfte. Klein und ohne erkennbaren Baustil, doch mehrheitlich
schmuck hergerichtet, drängen sich heute in den Gassen noch 60 Häuser,
die über den früheren Kloster entstanden sind. Inzwischen ist der
Münzenberg ein beliebtes Ziel für Touristen. Siegfried Behrens hat
wesentlichen Anteil an dem gestiegenen Interesse. Mit fachlicher
Unterstützung von Archäologen und des von ihm angeregten ,,
Museumsverein Klosterkirche auf dem Münzenberg“ wurde der verborgene
Romanikschatz ausgegraben und konserviert. Tatkräftige Hilfe kam von
Münzenberger Nachbarn, denn die Kirchenfundamente lagen über die
Grundstücksgrenzen von Behrens hinaus unter zwölf Gebäude. Einige Keller
dienten als Werkstätten, Lager und Partyräumen, wofür Ersatz nötig war.
Doch Siegfried Behrens Basilika ist freigelegt und kann in eigens
eingerichteten Museum besichtigt werden, das vom Ehepaar zur
treuhänderischen Verwalten an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz
übergeben wurde. Ein Modell von St. Marien vermittelt einen Eindruck von
dem 36 Meter langen und 16 Meter breiten Kirchenbau. Daneben sind in
Vitrinen originale Gemäuerteile ausgestellt Vollständig erhaltene
Kopfnischengräber, die bei den Grabungen gefunden wurden, können unter
einem begehbaren Glasfußboden besichtigt werden. Fachkundige Auskunft
gibt es dabei von Gerhard Ecke. Er ist ein echter Münzenberger, ,,der
Einzige“, wie er betont, ,,der noch immer in seinem Geburtshaus wohnt“.
Ecke war von Anfang an am Vorhaben von Siegfried Behrens dabei. Für sein
denkmalpflegerisches Engagement am Münzenberg und seine Initiative an
der Straße der Romanik mit dem Romanikpreis auszeichnet. |
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Diese schöne
Urkunde wurde unserem Prof.
Siegfried Behrens
für sein Werk zur Erhaltung und Wiederentdeckung einer Perle auf der
Straßen der Romanik überreicht. Möge es noch viele Nachahmer geben.
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