Das wilde Wasser auf dem Münzenberg

 
 

Auf dem Münzenberge zu Quedlinburg hat ein Nonnenkloster gestanden, von wo ein unterirdischer Gang nach den Münchenhofe gegangen sein soll, pflichtvergessene Nonnen benutzten ihn zu Zusammenkünften mit Mönchen. Bei den Weiden von Münchenhofe, die darum "drei Nonnen" heißen, soll es noch heute spuken. Als die Sünde der Nonnen zum Himmel schrie, ist der Brunnen auf dem Münzenberge, den die Anwohner jetzt ganz verschüttet haben, wild geworden und hat sich in einer starken Flut die Berge herunter bis in den Stadtgraben ergossen, als wollte er die ganze Stadt ersäufen. Schon waren unvorsichtige Kinder von dem Wasser ergriffen, umsonst beteten die Leute, auch wurden Schimmel in den Born gestoßen, und die Prinzessin, die auf dem Schlosse wohnte, gab ihr Deckbett her. Aber erst durch das Brautbett einer reinen Jungfrau ließ sich der Brunnen stopfen.

Danach wurde ein Brunnenhaus darüber gebaut und das Wasser unter Verschluss genommen. Aber eine Nonne, die die Schlüssel verwahrte, soll sich dort mit einem Pater getroffen haben. Zur Erinnerung an die große Überschwemmung stehen auf zwei Häusern am Markt kleine Mannfiguren.

So hoch hat das Wasser gestanden.