|
Quedel, das Hündlein
- 1 |
|
Es ist mehr als eintausend Jahre her,
als sich im heutigen Gebiet der Stadt Quedlinburg viele kleine Siedlungen
befanden. Um einen gemeinsamen Schutz bemüht, bauten die Bewohner dieser
Siedlungen eine starke und wehrhafte Mauer, in deren Schutz sich nun aus
den vielen kleinen eine große Siedlung bildete. Wie sollte diese aber
heißen? |
So setzten sich die Bürger zusammen, um zu
beraten, welchen Namen ihre gemeinsame Stadt bekommen solle. Sie
debattierten lange und sehr anregend. So bemerkte keiner, dass sich eine
wilde Räuberhorde der Stadt näherte. Die Mauern waren zwar stark, aber was
würde es nützen, wo doch die Stadttore weit offen standen? Es wäre den
Räubern gewiss gelungen, die Stadt zu überfallen, sie zu plündern und
niederzubrennen, wenn nicht ein kleiner Hund mit dem Namen Quedel die
bemerkt hätte und so laut gebellt haben soll, dass dies die Bürger
merkten, die Tore noch rechtzeitig schließen konnten und so die Stadt
retteten. Was lag nun näher, als die Stadt mit der trutzigen Burg hoch
oben auf dem Sandsteinfelsen nach dem kleinen Hund Quedel zu benennen,
hatte er doch durch seine Wachsamkeit das Leben und das Hab und Gut der
Bürger gerettet. Von nun an war es die Burg des Hundes Quedel -
Quedlinburg. |
|
 |
|
Quedel, das Hündlein
- 2 |
|
Mathild, die schöne
Kaisertochter Heinrich III., war so anmutig, dass sich ihr Vater in sie
verliebte. |
Da flehte sie zu Gott und betete inbrünstig, dass er sie hässlich werden
ließe, damit ihres Vaters Herz sich abwende. Aber Gott erhörte sie nicht.
Da erschien ihr der böse Feind und bot sich an, mit dem Beding, dass sie
ihm angehöre, so solle des Kaisers Liebe gewandelt werden in Hass und Zorn. |
Und sie ging es ein;
doch hielt sie aus: erst dann solle sie sein eigen sein, wenn er sie in
dreien Nächten schlafend fände; bliebe sie aber wachen, so dürfe er ihr
nichts anhaben. Also webte sie ein köstliches Tuch und stickte dran die
lange Nacht, das erhielt ihren Geist munter; |
auch hatte sie ein treues Hündlein bei sich namens Quedel oder Wedl, das
bellte laut und wedelte mit dem Schwanz, wenn ihr die Augen vor Schlaf
wollten zunicken. Wie nun der Teufel die drei Nächte hintereinander kam
und sie immer wach und munter fand, da zürnte er und griff ihr mit der
Kralle ins Angesicht, dass er ihr die Nase platt drückte, den Mund
schlitzte und ein Auge ausstieß. Da war sie scheel, großmäulig und
platschnasig geworden, dass sie ihr Vater nicht weiter leiden konnte und
seine sündliche Liebe verlor.
Sie aber führte ein geistliches Leben und erbaute eine Abtei zu Ehren
ihres Hündleins, genannt Quedlinburg. |
|
 |
|
Wie kam der Hund
wirklich in das Wappen? |
|
Obwohl noch heute der
Hund im Wappen Quedlinburgs ist, war es doch wohl anders, denn auf den
Hund gekommen war und ist die mittelalterliche Stadt nicht. |
Versuchen wir also
eine andere Erklärung zu finden. |
|
Eine
Namensdeutung könnte folgende sein: |
|
Um das Jahr 500
errichteten hier die Inger (Anhänger) des Häuptlings Quitilo eine erste
Burganlage. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um eine hölzerne Burg.
Dies war die Burg der Inger des Quitilo, die Quitilingaburg. |
Urkundlich erwähnt
wurde Quedlinburg erstmals 922 durch Heinrich I. |
Das Stadtrecht erhielt
das damalige Quitlingaburg erst 994 durch Otto III. |
So hatte also unsere
Stadt Quedlinburg 1994 seine 1000-Jahrfeier. |
Welche Bedeutung
besitzt aber nun der Hund im Wappen? |
|
Dieser kleine Hund
sitzt in einem Stadttor, dessen Gitter hochgezogen ist, und zwar mitten
auf der Brust des alten Reichsadlers. So zeigt sich das Wappen der Stadt
Quedlinburg. Der Hund hat nur symbolische Bedeutung und gilt als Zeichen
der Treue, der Wachsamkeit und der Anhänglichkeit. Der Ursprung ist bis
heute noch nicht geklärt. Es könnte allerdings möglich sein, das dieses
Symbol auf das Jahr 1360 zurückgeht. Da findet sich ein Dokument mit dem
Siegel der Äbtissin Agnes III., das ein Hund zeigt. Von dort kann es in das
Stadtwappen übernommen worden sein. |
 |
|
Geht man mit offene
Augen durch die Stadt Quedlinburg, so findet man den Hund noch an manchen
Stellen. |
So auf dem
Schachtbrunnen auf der Blasiistrasse neben einem Hirtenknaben. Auch an der
Nikolaikirche, die auf Grund einer Sage den Beinamen "Schäferkirche"
trägt. |
Ein Hütehund soll auf
der Altenburg, einer Anhöhe im Süden der Stadt, einen großen Schatz
gefunden haben. Aus Dankbarkeit ließ der Schäfer seiner Heimatstadt eine
Kapelle in der Neustadt bauen, über die dann ein Jahrhundert später der
heutige Kirchenbau errichtet wurde. |
Mag das auch nur eine
Sage sein, obschon bei Ausgrabungen Reste einer Kapelle entdeckt worden
sind, so finden wir an den Türmen der heutigen Kirche den Schäfer mit
seinem Sohn und zwei Hunden aus Stein gestaltet. |
Auf der genannten
Altenburg befanden sich einst eine "olde Burg", die so genannt wurde, als
eine neue Burg auf dem heutigen Schlossberg entstand. Reste der alten
Anlage sind nicht mehr Vorhanden. |
|
|
"Einst zog der edle Quitilo
aus fernem Thüringland an jenen Ort, wo später die Stadt Quedlinburg
entstand. Er baut` sich am Münzenberg, den heut ein jeder kennt,
weshalb man auch die Quedlinburger Münzenberger nennt." |
|
|
|
 |