Rechts die hohe Steinmauer des Fleischhofes, überragt und balkengestützt recken sich Fachwerkwände wie ein alter Wehrgang darüber hinaus. Ein hölzernes Gitterwerk schließt im Hintergrunde die frühere Fellwachstelle ab. Darüber auch wieder durcheinander getürmtes Fachwerkgeschiebe und links das Bild einengend die überhängenden, balkengestützten  und verschachtelten Trockenböden.
Ein paar Schritte weiter und wir sind im Fleischhof selbst.

Welch eine Stille, für sich abgeschlossene Welt dicht am lebhaften Mittelpunkt der Stadt!

Im Fleischhof

Wohlabgerundet und kaum verändert umgibt uns ein Patrizierhof des 16. Jahrhunderts.
Zwei schön aus Werkstein gehauene Portale zeigen deutlich den Stilcharakter der Renaissance, mit Sitzsteinen und Wappenschildern geschmückt, laden sie behäbig und würdevoll zum Eintritt ein.
Und drinnen ist eine noch fast unbekannte Köstlichkeit, ein ehemaliges Jagdzimmer des frühen 18. Jahrhunderts.
Statt Tapete sind an allen vier Wände heitere Landschaften gemalt, und Jagdgesellschaften im Dreispitz und Perücke geben sich den verschiedensten Darstellungen dem Vergnügen hin, das damals als höchstes auf Erden galt.
Ehe wir aber den Fleischhof verlassen, müssen wir das Bild des prächtigen alten Hofes noch ein paar Minuten genießen.
Da gurren die Tauben im sechseckigen Turm, der in der Mitte steht, in der so verbrochenen überbauten Ecke träumt ein Schuckebrunnen von lauten Waschtagen und lustigen Mägdegelächter;
die Hühner picken unter dem Nussbaum, die Sonne wärmt und vergoldet die vielhundertjährigen Steinmetzverzierungen der Portale und man glaubt es nicht, das man nur wenige Schritte vom Marktgewühl entfernt ist.