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Ein Nachtwächter im Internet |
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Rüdiger Mertsch zeigt
seine Liebe zu Quedlinburg weltweit |
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Ein Bericht aus der Mitteldeutsche
Zeitung, von Sigrid
Dillge,
25.02.04 |
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Der
Kontrast könnte größer kaum sein: Der Nachtwächter hält Einzug ins
Internet, ein der Vergangenheit angehörender Berufsstand trifft auf die
moderne weltweite Kommunikation. Für Rüdiger Mertsch ist das kein
Kontrast, sondern fast Alltägliches, oder besser Allabendliches. Wenn er
seine Quedlinburgführungen im Nachtwächterkostüm mit Hellebarde und
Öllampe beendet hat, holt er das Handy aus der Tasche, um seine Frau zu
bitten, ihn abzuholen. Ganz normal also. |
Mertsch dürfte der erste
Nachtwächter sein, der sein Lied im Internet singt. Doch nicht nur das
Nachtwächterlied ist dort zu finden. Ein riesiges Angebot wird
präsentiert, von Geschichte und Geschichtchen über Straßennamen und ihre
Bedeutung bis hin zu Ausflugtipps. Eines jedoch haben alle Themen
gemeinsam: Quedlinburg. Kein Wunder, denn Mertsch betont: "Ich mache das
bewusst für Quedlinburg." |
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Der in wenigen
Wochen 65 Jahre alt werdende Mertsch ist in die Stadt verliebt. Obwohl
oder weil er sie ganz genau kennt. Seit knapp 30 Jahren führt er
Touristen durch die Stadt. Wen wundert es da, das ihn alles
interessiert, was mit der alten Fachwerkstadt zu tun hat. Dieses
Interesse stammt noch aus der Zeit, als Mertsch Bauleiter im
Grünanlagenbau war und während der Zugfahrten von Arbeitsort zu
Arbeitsort viel Zeit zum Nachdenken hatte. Außerdem waren damals
historische Zeugen und Zeugnisse für viele nichts wert. Für ihn schon |
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Das, was in den vielen Jahrzehnten
zusammengetragen wurde, hat Mertsch aufbereitet und auf seine Homepage
gestellt. Um korrekt zu sein: Das Ins-Netz-Stellen übernahm und übernimmt
sein Sohn Maik. "Ich habe vieles gesammelt, und dann war der Computer da
und mein Sohn kann gut mit dem Computer jonglieren. Oder kurz: den Inhalt
mache ich, das Technische mein Sohn", umschreibt der Vater den Werdegang.
Und dieser Prozess wird wohl noch lang anhalten. Schließlich steckt
Mertsch voller Ideen und vor allem voller Wissen über seine Geliebte, die
Stadt Quedlinburg. |
Aktuelles Projekt ist der
Münzenberg. Zwar ist dieser Quedlinburger Stadtteil schon auf der
Internetseite präsent, doch längst ist nicht alles erzählt, was
erzählenswert ist. "Ich will noch die Straßen dort vorstellen, auf die
letzten Ausgrabungen eingehen und über die Kirche schreiben, die auf dem
Berg stand", erzählt Mertsch. Auch seine Sammlung über die Werbung
Quedlinburger Händler und Produzenten in früheren Zeiten soll noch
ausgebaut und mit aktuellem Bezug versehen werden. "Anekdoten oder
Mundartgeschichten aus Quedlinburg würde ich auch gerne herausgeben",
verrät er. |
Mertsch weiß genau, was Touristen gerne über Quedlinburg wissen möchten.
Seit sieben Jahren führt er sie als Nachtwächter durch Stadt. Die
Nachfrage ist sehr groß, so groß, dass die vier Nachtwächter in
Quedlinburg es kaum schaffen, allen Führungswünschen gerecht zu werden.
Mertsch führt manches Mal zweimal an einem Abend, am Tage kaum noch.
Dann kann er seine neuesten Projekte für die Nachtwächterseite im
Internet bearbeiten. Und dort erhält er cirka 30 mal pro Tag Besuch,
auch von einstigen Quedlinburg-Gästen. |
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