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Rotwelsch - die Münzenberger hatten
auch ihre eigene Sprache |
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Da
die Münzenberger nicht zum Stadtgebiet Quedlinburg gehörten und sehr
viel auf Wanderschaft waren, in der Hauptsache die uns bekannten
Musiker, brachten sie auch Sitten, Gebräuche und Sprache anderer Länder
und Städte mit. So kam es auch, dass sich die Münzenberger der
Geheimsprache der Gauner, dem „Rotwelsch“, bedienten. In der
Quedlinburger Chronik Band 2 von „geh. Studienrat Dr. Selmar Kleemann“
aus dem Jahre 1922 habe ich eine kurze Abhandlung mit einigen der
rotwelschen Wörtern gefunden, ich möchte diesen Text in seiner
Gesamtheit hier zum Besten geben. |
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Die
Münzenberger Musikanten, aber auch alle anderen umherziehenden
Musikanten nannte man in Deutschland gewöhnlich „Prager Musikanten“. Der
Ausdruck hat mit der Stadt Prag nichts zu tun; er ist eine Umdeutung des
rotwelschen Wortes „Prachers“, das ist ein Bettler. „Prager Musikanten“
sind also Bettelmusikanten, unter welchem Namen sie ebenfalls allgemein
bekannt sind. Dies fahrende Volk hatte nun eine nur ihm bekannte G e h e
i m s p r a c h e, „Laufdibbern“ genannt, deren es sich im Verkehr
untereinander Fremden gegenüber bediente, um nicht verstanden zu werden.
Eine ganze Reihe solcher rotwelschen Worte sind durch unsere
Münzenberger nach Quedlinburg verschleppt worden und sind hier hängen
geblieben, (sie werden aber leider nicht mehr gesprochen oder gepflegt.
Im deutschen Sprachgebrauch sind einige Begriffe noch heute zu finden,
so die Bedeutung Geld, aus dem Rotwelschen „Moos, Kies, Zaster“). |
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Hier einige Worte
Rotwelsch mit der jeweiligen Übersetzung: |
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Rotwelsch: |
Deutsch: |
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Acheldewerfinnchen |
Mund |
acheln |
essen |
Blenker |
Wein |
Deckel |
Gendarm |
Drallbecken |
Nähmaschine |
dufte |
gut |
fackeln |
schreiben |
fladern |
regnen |
focken |
reisen |
Grunske |
Schwein |
Gurt |
Fünfmarkstück |
hege |
sieh! |
Kalonis |
Spiegel |
Kassiber |
Brief |
Kemsel |
Hemd |
Kibbis |
Kopf |
Kisoph |
Ring |
Fem |
Finger |
Kletsch |
Kuchen |
Knacker |
Holz |
kneistern |
sehen |
Kritzspinne |
Weste |
Krumme |
Hase |
Labonie |
Lampe,
Licht, Sonne |
aufe |
schlecht |
Gent |
Mensch |
Sore |
Anzug |
Lechum |
Brot |
Lechumschieber |
Bäcker |
Lengeling |
Hering |
Letzer |
Musikant |
lohne |
schlecht |
Luppert |
Uhr |
Malmesch |
Rock |
Movchen |
Haus |
Obermann |
Mütze, Hut |
Panig |
Wasser |
Penneboos |
Herbergsvater |
Petzchen |
Eier |
Puche |
Bett |
Putschkese |
Hosen |
Putthacken |
Kartoffeln |
Quimen |
Hund |
Rauschert |
Sofa |
Riechling |
Nase |
Scheilinge |
Augen |
schmären |
trinken |
Schmokfinnchen |
Zigarre |
Schmunke |
Butter |
Schwärmer |
Käse |
Soroff |
Bier,
Schnaps |
Sprunker |
Salz |
Tackert |
Ganz, Huhn |
tippel |
gehen |
Winde |
Tür |
süße Winde |
Zuchthaus |
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Rotwelsch wurde
über Jahrhunderte auch mit grafischen Zeichen erweitert, die so
genannten “Zinken”. |
Einige
historische Zinken: |
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Schnell abhauen! |
ruhig aufdringlich
werden |
Bissiger Hund! |
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hier gibt es Essen |
fromm tun lohnt sich
nicht |
hier gibt es Geld |
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hier gibt es nichts |
für Arbeit gibt`s
was |
Hier wohnt Polizei! |
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krank spielen lohnt
sich |
Leute rufen Polizei! |
Übernachtung möglich |
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Auch heute kann
man Zinken immer wieder an Hauseingängen finden, die von nicht
Sesshaften benutzt werden |
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Zinken aus der
heutigen Zeit: |
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betteln verboten |
alte Leute |
Bissiger Hund! |
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allein stehende
Person |
Frau liebt Männer |
fromm stellen |
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hier gibt es Geld |
hier gibt es nichts |
hier gibt es was |
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kein Mann im Haus |
Vorsicht, nicht
vorsprechen! |
Übernachtung möglich |
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